In den vergangenen vier Monaten hat unser Leben vor allem durch die Geburt unseres Sohnes Satya eine ungeahnte Entschleunigung erfahren.
Wie Du sicher mitbekommen hast, pausiert gerade die Interviewreihe. So, wie gerade sehr vieles in unserem Leben pausiert. Unser Jüngster hat uns eine besinnliche Zeit der Einkehr und des Ankommens geschenkt. Wir wachsen als Familie zusammen, mit Satya als Taktgeber. Und in dieser von ihm vorgegebenen Geschwindigkeit passiert nicht viel im Außen. Wir haben auf einmal ausreichend Zeit, um gemeinsam mit den Kindern dem Kuchen im Backofen zuzuschauen, wie er langsam fertig wird.
Entsprechend haben wir alle sogenannten Sachzwänge konsequent aussortiert beziehungsweise in ein sanfteres Dürfen umgewandelt. In unserem Inneren übrig geblieben ist unsere Einzigartigkeit. Wir denken, dass alle Kinder uns dieses Geschenk mitbringen – die Erinnerung an unser Herz.
Entscheidend für den Umgang mit diesem Geschenk ist die Frage: Lässt Du Dich drauf ein? Wählst Du, Dich zu erinnern, oder wählst Du, den Impuls gleich wieder zu vergessen? Wir jedenfalls haben das Erinnern gewählt. Und manchmal kommt uns wie selbstverständlich der Gedanke, dass wir alle Tage so wie derzeit weiter leben werden. Bei Rosa ist wieder ihre Kunst und ihr Handwerk in den Vordergrund gerückt. Bei mir ist das Schreiben übrig geblieben, welches wie von selbst nebenbei geschieht. Also schreibe ich einfach über unsere Erfahrungen aus dem Experiment „Wie es gelingen kann, natürlich zu leben inmitten der Normalität“. Die Dokumentation dieser Wege, die Inspiration sein darf, werden wir im neuen Jahr fortsetzen.
Hier nun unser Zwischenfazit zum Experiment des natürlichen Lebens:
Es hat sich für uns gelohnt und es ist extrem beglückend, neue Wege der Natürlichkeit zu finden und zu gehen. Was sich unserer Erfahrung nach aus diesen Wegen ergibt, ist ein Zwitter zwischen Normalität und Natürlichkeit. Genannt die „neue Welt“.
Diese drängt sich immer mehr auf, weil die alten Systeme an ihre Grenzen kommen. Das Gute dabei ist: Wir müssen die neue Welt nicht erst erschaffen, denn sie existiert bereits. Wir dürfen aber Brücken bauen. Und das geht wahrscheinlich nicht, indem man im Himalaja in einer Höhle sitzt und meditiert, sondern die neue Welt erwächst authentisch nur aus der Normalität selbst heraus. Deswegen sind wir auch zurück in unsere Geburtsstadt gezogen, um dort das Neue zu leben, anstatt vom fernen Costa Rica aus ein „bisschen mitzumischen“. Dafür haben wir in der Ferne eine wundervolle Gemeinschaftserfahrung machen dürfen, die aber nicht für länger sein wollte.
Bedarf es eigentlich des Lebens unter Gleichgesinnten, um das Neue zu leben? Vor vielen Jahren schon haben wir einmal die geistige Welt gefragt: Warum wohnen nicht alle spirituellen Menschen beieinander? Und die geistige Welt hat nur geantwortet: Ihr seid alle gut verteilt. Diese kurze Antwort hatte einst einen sehr tiefen Eindruck bei uns hinterlassen und erst jetzt verstehen wir die Antwort.
Die Formel, das Neue zu leben, die sich in diesem Jahr immer klarer für uns herauskristallisierte, ist: Ganz im Frieden mit dem Außen sein und dabei mehr und mehr ein leeres Gefäß für die Liebe werden. So dass sich durch uns die neue Welt ausdrücken darf. Was auch immer sich dann zeigt. Wir sind bereit. Die Normalität gilt es als eine Tatsache erst einmal anzuerkennen, als eine Vereinbarung, zu der wir uns alle einmal kollektiv verabredet haben. Man hat verschiedene Möglichkeiten mit ihr umzugehen. Eine Möglichkeit ist es, ständig alles zu benennen, zu vergleichen, zu bewerten und die Normalität schließlich abzulehnen. Die andere Möglichkeit ist es, die Normalität wie einen Kinofilm zu betrachten und sie als eine unter vielen Möglichkeiten zu lieben. Und das bedeutet nicht, dass man sich von etwas Unnatürlichem sklavisch in die Knie zwingen lässt und und sich hündisch ergibt. Es bedeutet, dass man in der Liebe mit allem, was ist, das Eigentliche erschafft.
Die Leitplanken und festgefahrenen Pfade, die wir alle Normalität nennen, lösen sich in der Liebe von selbst auf. Und Du wirst merken, wenn Du bewusst in der Liebe bist, entdeckst Du auf einmal überall Abfahrten und andere mögliche Pfade, an denen die meisten anderen blind vorbeirauschen. Doch nur, weil niemand diese verborgenen Pfade für möglich hält, heißt das nicht, dass es sie nicht gibt. Denn durch die Liebe entdeckst Du Deine ureigene Geschwindigkeit, die Deine Augen wieder für das Wesentliche öffnet. Wir haben es selbst erfahren, indem wir alles im Außen nicht mehr so wichtig genommen haben. Aus diesem neuen Blickwinkel haben sich im Außen ungeahnte neue Möglichkeiten offenbart, die wir wahrscheinlich in unserem alten Tempo übersehen hätten.
Wie unterscheidet sich nun unser Blickwinkel aus der Zeit, bevor wir nach Deutschland zurück kamen, von dem, den wir heute haben? Wir lieben jetzt jeden Mitmenschen und sehen in allem Gott, und wir sind dankbar, dass wir hier sein dürfen, und wir lieben es, unseren Herzen bedingungslos zu folgen.
Und vielleicht verbindet dieser Blickwinkel uns alle hier in der Heilungsfamilie.
Danke für Dein Dabeisein
Von Herzen,
Rosa & Michael mit Yoko, Nakoa & Satya